Beruf
Es ist ein großer Unterschied, ob man sich seinen Lebensunterhalt verdient oder darüber hinaus verbunden ist mit der täglichen Arbeit und sich darin selbstwirksam erlebt. Ist man „Mit-Gestalter“ dessen, was die Arbeit umfasst oder „Ausführer“? Erfährt man sich in persönlicher Übereinstimmung mit den Inhalten der Arbeit und geht es sogar soweit, dass man über seine Arbeit eine persönliche Erweiterung seiner selbst erlebt?
Welche inneren und äußeren Veränderungen im beruflichen Leben braucht es, um sich zufrieden, in Übereinstimmung mit sich selber und glücklich bei der Arbeit zu fühlen?
Diese Grundsatzfrage bringt weitreichende Konsequenzen mit sich, die im Lauf unseres Berufslebens immer wieder wichtig sind. Als Führungsverantwortliche/r oder Angestellte/r stellt sich immer wieder die Frage, ob man sich in seinen gesamten beruflichen Prozessen mitgestaltend, mitverantwortlich und einbezogen erlebt. Es ist eine nur allzu menschliche Reaktion, sich im Konfliktfall einer feindlichen Entwicklung gegenüber ausgeliefert zu fühlen, für die man sich nicht verantwortlich erachtet. Aber als Mitwirkender des gesamten Konfliktfeldes ist man es letztendlich doch. Dann stellen sich die Fragen, wann man den Kontakt mit den Kollegen verloren hat und wieso? Oder wo man aufgehört hat, in Übereinstimmung mit den Folgen seiner Entscheidungen zu sein?
Das “Yi Jing” unterstützt dabei eine bessere Beziehung zu finden. Weg von der trennenden Gegenüberhaltung, in der man sich als Gegner sieht, hin zu gegenseitiger Ergänzung, wertschätzender Mitwirkung und Gemeinsamkeit. Letztendlich ist jedwede berufliche Situation eine Frage nach der persönlichen Entwicklung, nach dem persönlichen Sinn und Wachstum, wie man sich seelisch einbringt an dem Ort, wo man viel Zeit seines Lebens verbringt.
Besonders der konfuzianische Hintergrund des Yi Jing zielt darauf ab, die natürliche Ordnung in einem sozialen System wiederherzustellen. Ist die natürliche Ordnung gestört, kommt es in welchem System auch immer: im familiären, beruflichen oder staatlichen, zu Konflikten. Mit diesem Wissen der „Ordnung im Wandel“ beeinflusste das “Yi Jing” die gesellschaftlichen und politischen Bereiche im klassischen China. Das “Yi Jing” wurde von seinen Ursprüngen her immer als Berater in Regierungs- und Staatsfragen gebraucht.
So ist es nicht nur ein Buch, das sich mit innerpsychischen Fragen beschäftigt, sondern immer auch mit dem äußeren sozialen Beziehungsraum und besonders mit der Gestaltung der persönlichen Beziehungen, zu denen der Arbeitskontext auch gehört. Mit Hilfe des “Yi Jing” finden sich Antworten auf die innerpsychischen, seelischen und sozialen Individuationsherausforderungen.
Die Richtigstellung der Begriffe
Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht. Stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande. Kommen die Werke nicht zustande so gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Maßnahmen nicht. Treffen die Maßnahmen nicht, so weiß das Volk nicht wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, dass er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, dass in seinen Worten irgendetwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.
Lun YU, Gespräche des Konfuzius